Der letzte Strohhalm: So gelang den TVI-Handballern die Sensation im Derby

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Der letzte Strohhalm: So gelang den TVI-Handballern die Sensation im Derby

Der kriselnde TV Immenstadt bezwingt völlig unerwartet das Top-Team aus Dietmannsried. Das Lebenszeichen der „Grünen“ kommt aber vermutlich zu spät.

Bericht von Ronald Maior und Steffen Hartwig, Bild von Dirk Klos

Es könnte mehr sein als nur der taumelnde Boxer, der bekanntlich besonders gefährlich sein soll. Mehr als die Totgesagten, die der Floskel nach länger leben sollen. Völlig unerwartet, fast schon sensationell, haben die schwer kriselnden Landesliga-Handballer des TV Immenstadt das Spitzenteam der HSG Dietmannsried/Altusried auf heimischem Parkett besiegt.

„Sensationell ist so ein Sieg aufgrund der Tabellensituation und des bisherigen Saisonverlaufs allemal“, sagt Torhüter Simon Weigl. „Aber, dass wir so etwas in uns haben, wenn wir zumindest im Rückraum komplett sind, war uns immer klar. Aber es war eine sehr emotionale Geschichte, weil wir so ein Ding endlich mal nach Hause gebracht haben.“

Spätes Lebenszeichen
Und das mit 26:23 gar nicht allzu knapp – gemessen an der Ausgangslage der beiden Allgäuer Kontrahenten. Denn die HSG kämpft auch nach diesem unerwarteten Dämpfer weiterhin um den Titel (Rang drei, 13:7 Punkte). Der TVI allerdings steht mit nunmehr 7:19 Zählern nach wie vor mit dem Rücken zur Wand. Als Vorletzter, aber mit vier Spielen mehr als Schlusslicht Gundelfingen, sendeten die „Grünen“ im Kampf gegen den Abstieg ein wichtiges, aber wohl ein zu spätes Lebenszeichen.

Immenstadt defensiv stabil und diszipliniert
Dass es dieses Signal im Schlussspurt der Saison überhaupt gibt, führt TVI-Coach Mihaly More auf das starke Kollektiv seiner Schützlinge zurück. „Es war eine Top-Mannschaftsleistung, geschlossen in allen Teilen. Das hat dazu geführt, dass wir das Spiel über die gesamte Zeit offenhalten konnten“, lobt More und ergänzt: „Dieses Ergebnis kommt durch eine bärenstarke Abwehrleistung zustande. Wir haben sehr kompakt verteidigt und standen stabil.“ Letzteres gelang ungleich besser als noch beim 20:33 im Hinspiel oder beim 21:31 in der Vorwoche in Niederraunau.

Tibor Erdelyi erwischt Sahnetag
Der TVI legte furios los und führte dank dem wie entfesselt aufspielenden Tibor Erdelyi früh. Auch nachdem sich die HSG gefangen hatte, hielt der junge Ungar seine Städtler im Spiel. Beim 8:6 (17.) hatte Erdelyi schon vier Tore auf dem Konto. „Wir konnten hinten so gut stehen, weil wir auch im Angriff eine sehr konzentrierte Leistung gezeigt haben. Wir haben den Gegner nicht mit Tempogegenstößen gefüttert“, sagt More. „Und durch diese gute Disziplin kamen wir gut in die Rückwärtsbewegung, sodass wir hinten Ordnung hatten.“ Zum Sahnetag von Erdelyi gesellte sich einmal mehr ein glänzend aufgelegter Weigl im Tor.

Moral rettet den TVI ins Ziel
Zwar glichen die Gäste bis zur Halbzeitpause zum 12:12 aus – doch ein Klassenunterschied, wie es die Tabelle hätte vermuten lassen, war bei diesem Derby in der Julius-Kunert-Halle nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Der zweite Abschnitt startete im Gegensatz zu vielen anderen Spielen dieser Saison mit hellwachen Immenstädtern. Acht Minuten nach der Halbzeit erhöhten der bärenstarke Jonas Becker und Oliver Matanovity auf 17:13 (40.). Zwar bewies die HSG, warum sie nach wie vor um den Titel mitspielt und holte zur Schlussphase zum 22:22 auf (55.). Doch die Moral der Städtler – das war übrigens auch bei den jüngsten Niederlagen der Fall – rettete sie diesmal über die Ziellinie. Der Beleg: Selbst drei weitere Zeitstrafen, die den TVI insgesamt zehn Minuten mit einem Mann weniger auf dem Feld stehen ließen, brachten die „Grünen“ nicht mehr ab.

"Keiner muss Montag freimachen"

Und so genossen die Städtler den Derbysieg, ihren zweiten Saisonsieg überhaupt, auch in vollen Zügen. „Wir haben natürlich ausgelassen gefeiert, auf dem Feld und lange in der Kabine. Aber nicht so, dass sich jemand am Montag noch freinehmen musste“, scherzt Simon Weigl. „Wir hatten uns nie Druck gemacht. Denn wir haben keine miserable Rückrunde gespielt – mit ein paar unrühmlichen Ausnahmen. Aber wir wissen, wie mies unsere personelle Situation war und ist. Das hat uns in diese Lage gebracht.“

Weigl spricht Klartext: "Niemand träumt mehr"

Und die ist im Abstiegskampf der Landesliga mehr als ernüchternd. Der TVI ist Achter der Neuner-Staffel (7:19), hat aber vier Spiele mehr als Schlusslicht Gundelfingen (5:13) und drei mehr als der Siebte Unterpfaffenhofen (7:13). Drei steigen ab, der Viertletzte spielt Relegation. „Es heißt immer: rechnerisch noch möglich. Aber wir träumen nicht mehr“, gesteht Weigl: „Klar, warum sollen wir nicht die letzten drei Spiele auch noch gewinnen? Danach können wir aber nur noch zuschauen und hoffen, dass jemand ausrutscht.“ An diesen letzten Strohhalm klammert man sich im Städtle dieser Tage. „Es wäre sicher mehr drin gewesen, wenn wir nicht so viel Pech gehabt hätten“, sagt Weigl. „Aber es ist nun so. Wir wissen genau: Es wird sauschwer.“

Es spielten: Simon Weigl (im Tor), Jonas Becker (8/2 Tore); Tibor Erdelyi (5/1), Darius Apolzan (4), Oliver Matanovity (3), Davor Brtan (2), Benjamin Krämer (1), Aleks Italo (1), Patrick Harris (1), Tobias Fügenschuh (1), Sebastian Engl.

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