Ungenießbare Würmer: TV Immenstadt beißt sich an Münchnern die Zähne aus

Herren

Ungenießbare Würmer: TV Immenstadt beißt sich an Münchnern die Zähne aus

Spielbericht von Ronald Maior aus der AZ vom 25.10.2021, Bild von Markus Henseleit

Der TV Immenstadt erlebt beim Heimauftakt nach über einem Jahr gegen Würm-Mitte einen sportlichen Tiefschlag. Beim 23:33 finden die „Grünen“ kein Rezept.

Sie haben so lange gewartet. Sie hatten sich so viel vorgenommen. Und sie haben einen herben Dämpfer kassiert. Die Landesliga-Handballer des TV Immenstadt haben das erste Heimspiel in der Julius-Kunert-Halle nach 377 Tagen Abstinenz gegen die HSG Würm-Mitte mit 23:33 (12:18) verloren. „Es ist sehr ernüchternd, ehrlich gesagt. Das Ergebnis spiegelt das Trainingsgeschehen der vergangenen Wochen wider“, sagte TVI-Torhüter Simon Weigl. „Wir hatten extrem viele kranke und angeschlagene Spieler – teilweise konnten Leute nur ein Training vor dem Spiel absolvieren. Das spürt man deutlich.“ Noch klarer wurde sein Trainer. „Ich bin sprachlos“, sagte Mihaly More. „Würm hat es gut gemacht – das Ergebnis ist verdient. Wir haben es derzeit schwer.“

Schon früh merkte man seiner Mannschaft die Nervosität nach der langen Heimspielpause vor 230 Zuschauern an – nach der frühen Gästeführung brachten Sebastian Engl und Neuzugang Tibor Erdelyi den TVI nach drei Minuten erstmals in Front. Es sollte die einzige Führung der „Grünen“ bleiben. Denn schon in den Folgeminuten bestimmten die Gäste das Spiel. Würm kam über Außen anfangs zu leichten Treffern – auf der anderen Seite taten sich die Gastgeber nach den zwei Tempogegenstoß-Toren schwer, im Spielaufbau Chancen zu kreieren.

Immenstadt findet kein Mittel gegen die offensive Manndeckung - Die offensive Manndeckung der Würmer hatte Immenstädter Abschlüsse aus der Not und eine 5:2-Führung der HSG zur Folge (8.). Vor allem über die Außenpositionen kamen die Gäste aus dem Münchner Westen zu etlichen leichten Treffern. Dabei war Torhüter Simon Weigl, der noch beim 21:21 in Herrsching der beste Mann der Städtler gewesen war, mit einem gehaltenen Siebenmeter zumindest in der Anfangsphase noch ein Stabilitätsfaktor. Schon nach elf Minuten sah sich More beim Stand von 3:7 gezwungen, die erste Auszeit zu ziehen. „Wir konnten zuletzt nicht viel gegen solche Formationen trainieren, weil wir durch Krankheit nicht genügend Leute im Training hatten“, klagte More. „Aber das, was wir geübt haben, konnten wir einfach nicht umsetzen. Punkt.“

In der Folge stabilisierten sich die „Grünen“ zwar im Angriff und leisteten sich weniger Leichtsinnsfehler in Ballbesitz – doch das Umschaltspiel blieb weiterhin eine Schwäche; die Gäste nutzten das konsequent aus. Zur Mitte der ersten Halbzeit (5:9 aus Immenstädter Sicht) brachte More für Weigl Nachwuchs-Torhüter Miguel Pires und im Rückraum Routinier Cristian Savlovschi – Letzterer sorgte vor allem im Mittelblock mit Jonas Becker zunächst für mehr Stabilität. Die Umstellungen zeigten Wirkung – nach schnellen Ballgewinnen und zwei Treffern von Erdelyi schloss der TV Immenstadt nach 20 Minuten auf 9:10 auf. Allein durch die erste Zeitstrafe für Savlovschi ereilte das Spiel der Oberallgäuer ein spürbarer Bruch – Würm zog dank der nächsten Phase der offensiven Manndeckung auf 13:9 davon und baute diesen Vorsprung über 15:11 bis zum Seitenwechsel sukzessive aus (18:12).

Körpersprache stimmt - bis zur Schlussphase - Zum Auftakt in die zweite Halbzeit wurde die Gangart rauer – Leidtragender davon auf Immenstädter Seite war Jonas Becker, der etliche Male von der Würmer Verteidigung unsanft aus der Luft geholt wurde. Am Spielverlauf änderte sich allerdings nichts: Die Gäste verteidigten äußerst offensiv-aggressiv und machten es allem voran dem Rückraum der „Grünen“ schwer, zu Abschlüssen zu kommen – oder aber die Außen wirksam in Szene zu sehen. Die HSG baute den Vorsprung in den ersten Minuten weiter auf 22:14 aus (36.).

Zwar stimmte die Körpersprache, Mores Schützlinge stemmten sich mit kämpferisch tadelloser Einstellung gegen die zweite Saisonniederlage. Doch defensiv bekam der TVI die HSG-Anspiele an den Kreis nicht in den Griff – und im Angriff fand man kein Gegenmittel gegen die freche Verteidigung der Gäste.

Allein der stets agile Tibor Erdelyi sorgte mit einer quirligen Spielweise in dieser Phase für die Überraschungsmomente – in der Abwehr bekam der TVI die HSG aber auch zum Auftakt in die Schlussviertelstunde nicht unter Kontrolle (17:25, 45.). In der Schlussphase zerfiel der TVI förmlich in seine Einzelteile: Selbst einfache Zuspiele über kurze Distanzen missglückten, Würm traf nach Belieben und baute den Vorsprung nach und nach über 19:30 (52.) bis zum Endstand aus.

Viel Zeit zum Wundenlecken bleibt im Städtle nicht: Schon am Samstag kommt der TSV Ottobeuren zum Derby in die Julius-Kunert-Halle. Für den TVI nicht nur motivationstechnisch eine Chance zum Neuanfang. „Es gibt auf allen Positionen viel zu verbessern – das ist das Gute. Wir sind guter Dinge, dass uns das gelingt“, sagte Weigl. „Der Blick geht nach vorne. Wir werden stärker zurückkommen.“

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